Außergewöhnliche Gedenkfeier zur Pogromnacht auf Jüdischem Friedhof
Im Gedenken an die Pogromnacht von 1938 versammelten sich heute Bürgermeister Steffen Grimm, Landrätin Antje Hochwind-Schneider, Vertreter der Stadtverwaltung Sondershausen sowie Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, der Regelschule am Franzberg und Bundesfreiwillige des Bildungszentrums Sondershausens des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben auf dem jüdischen Friedhof in Sondershausen zu einer Gedenkveranstaltung.
„So viele Besucher, wie heute anlässlich unserer jährlichen Gedenkfeier am 9. November, hatten wir noch nie“, sagte Bürgermeister Steffen Grimm. Einerseits freute ihn das Interesse und die Anteilnahme. Es zeige, dass dieser Tag, der den Höhepunkt des Antisemitismus zur Zeit des Nationalsozialismus darstelle, unvergessen ist und die Bedeutung, solch menschliches Leid nicht wiederholen zu lassen, größer ist, als je zuvor. Andererseits sei es für Grimm erschreckend, wie nah die Ereignisse des 9. November 1938 erscheinen in Anbetracht der jüngsten Angriffe in Israel.
Im Rahmen der Gedenkfeier legten zwei 8. Klassen der Regelschule am Franzberg getrocknete Ahornblätter mit Schlagwörtern nieder, die sie mit Antisemitismus assoziierten. Die Präsentation war das Ergebnis einer Berlin-Reise und eines Antisemitismus-Projektes. „Ahornblätter stehen für Frieden und Toleranz“, erklärte Lehrerin Carolin Özbek, die das Projekt zusammen mit Robert Hoffmann begleitete. „Sinnlos“, „Hoffnung zerbrechen“, „Stille“, „Verachtung“, „Ungerechtigkeit“, „Schmerz“ – es wurden viele Ahornblätter mit Assoziationswörtern der Schülerinnen und Schüler niedergelegt, die als Ganzes das Wort „Schalom“, also Frieden, ergaben.
Die Schüler Anni Peller und Paul Lenni Koch stellten das Projekt und den Sinn dahinter vor. „In unseren Klassen kam es im letzten Schuljahr zu unüberlegten Äußerungen. Aus diesem Grund haben wir uns auf eine Reise begeben, um auf unsere Fragen und Unwissenheit Antworten zu finden“, sagte Anni Peller. In Berlin hatten die Schüler im Jüdischen Museum eine Kunstinstallation von Mensashe Kadishman unter dem Namen „Gefallenes Laub“ kennengelernt. 10.000 Gesichter aus Metall bedeckten dort den Boden eines Raumes im Jüdischen Museum in Erinnerung an die Opfer von Kriegen. „Ähnlich wie die 10.000 Eisengesichter sollen diese Ahornblätter an die Menschen gedenken, die grausame Gewalt in der Reichspogromnacht erfahren mussten“, erklärte Paul Lenni Koch.
Bürgermeister Steffen Grimm dankte allen Anwesenden auf dem jüdischen Friedhof für ihr Erscheinen und den Schülern für ihre außergewöhnliche Ehrung. Nach einer Schweigeminute legten Landrätin Antje Hochwind-Schneider und Steffen Grimm einen Gedenkkranz sowie Vertreter der anwesenden Schulen und Einrichtungen Gestecke auf dem jüdischen Friedhof nieder.