Heute Abend: neuer Vortrag in Vortragsreihe "Aufgeschlossen"

Am Dienstag, den 11.10.2022 um 18:30 Uhr, findet in der Vortragsreihe „AUFGESCHLOSSEN“ im Rosa Salon des Schlossmuseums Sondershausen in Zusammenarbeit mit dem Geschichts- und Altertumsverein sowie dem Förderkreis Schloss und Museum Sondershausen e.V., ein Vortrag von Kristina Scheelen-Novàcek, Osteoanthropologin vom Institut für Anatomie und Embryologie der Universitätsmedizin Göttingen und Deutsches Archäologisches Institut statt.

In Ihrem Vortrag „Geköpft, geraubt und ausgestellt?“ spricht Kristina Scheelen-Novàcek über Bestrebungen zur Herkunftsuntersuchung und möglicher Rückgaben sogenannter "Human Remains", also menschlicher Überreste aus v. a. kolonialen Kontexten. Derartige Überreste befinden sich bis heute im Besitz zahlreicher Institutionen weltweit. Zumeist handelt es sich um menschliche Schädel, seltener auch andere Elemente des Skeletts oder des Körpers, wie z.B. Haare, Hautpräparate oder andere Organe. Auch für thüringische Museen, Universitäten und andere Einrichtungen stellt sich vermehrt die Frage, was der richtige Umgang und die richtige Herangehensweise mit der "Fundgattung Mensch" ist, wenn derartige Überreste, oftmals als Zufallsfunde und mit ungeklärter Herkunft, in den Depots aufgefunden werden.

Es liegt in ihrer Natur, dass der Umgang mit menschlichen Überresten ethische Hürden mit sich bringt. Archivalische Recherchen können wertvolle Informationen über ihre Sammlungsgeschichte liefern, doch sind derartige Quellen leider oftmals lückenhaft, unspezifisch, nicht mehr erhalten oder sogar irreführend, z.B. aufgrund fehlerhafter Übertragungen in der Vergangenheit. Naturwissenschaftliche Analysemethoden der biologischen Anthropologie können dabei helfen, einige dieser Lücken zu schließen. Am Beispiel einer kolonialen Sammlung von 33 Schädeln indonesischer Herkunft, die sich im Inventar der Stiftung Schloss Friedenstein in Gotha befindet sowie eines Ensembles von drei menschlichen Schädeln aus dem Schlossmuseum Sondershausen sollen die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen der Aussagefähigkeit der biologischen Anthropologie beleuchtet werden.

 

Zu Frau Kristina Scheelen-Novàcek:

  • studierte biologische Anthropologie und Ur- und Frühgeschichte an der Georg-August-Universität Göttingen sowie "Forensic Facial Reconstruction" an der Texas State University in San Marcos (USA)
  • in der Anatomie der Universitätsmedizin Göttingen beschäftigt im anatomischen Unterricht (Präparierkurs), im Leichenwesen sowie in der Körperspende
  • tätig als Anthropologin in zahlreichen Projekten v.a. in Nordafrika, dem Nahen Osten sowie Asien
  • arbeitet in Provenienzforschungsprojekten zu "Human Remains" aus kolonialen bzw. unbekannten Kontexten sowie im Bereich der Ethik in der wissenschaftlichen und kommerziellen Körperspende

Zurück