Großberndten: Enger Zusammenhalt im kleinen Sibirien

Das Jahr 2023 ist ein Jubiläumsjahr für die Stadt Sondershausen und ihre Ortsteile. Oberspier, Berka und Großfurra begehen das 25-jährige Jubiläum ihrer Eingemeindung. Die Ortsteile Schernberg, Hohenebra, Thalebra, Großberndten, Kleinberndten, Immenrode, Himmelsberg und Straußberg können auf 15 Jahre Ortsteilzugehörigkeit von Sondershausen zurückblicken. Um dies gebührend zu würdigen, steht jeden Monat ein Ortsteil im Fokus. Was ist dort das Besondere? Welche Highlights gibt es zu entdecken? Diesmal werfen wir einen Blick auf Großberndten.

Großberndten liegt zwischen dem Helbetal und dem höchsten Punkt der Hainleite, der Stemme. Wer hierher kommt, hat ein paar Minuten mehr im Auto verbracht. Der Ortsteil ist geprägt von ländlicher Idylle, dem landwirtschaftlichem Betrieb Landgut Berndten sowie einem Reiterhof und mehreren Handwerksbetrieben. Im Jahr 1104 wurde der Ortsteil erstmals urkundlich erwähnt. Zu Großberndten gehört der Ortsteil Dietenborn. Hier steht das "Kalte Feuer", ein beeindruckendes Kunstwerk aus den Resten einer alten Eiche, die 1996 vom Künstler Martin Budischowsky auf einem Betonsockel arrangiert wurde. Ebenfalls zu Großberndten zugehörig sind die Steinmühle und die Brettermühle. Beide Mühlen werden heute noch bewohnt. Insgesamt leben in Großberndten und Dietenborn rund 320 Einwohner. Einer davon ist Robert Köhn, der seit vier Jahren das Amt des Ortsteilbürgermeisters innehat. Mit viel Engagement packt er in seinem Ortsteil Probleme an und findet Lösungen.

Herr Köhn, was macht Großberndten für Sie besonders?

Der gute Zusammenhalt aller jungen und älteren Einwohner. Es ist ein schönes Zusammenleben, bei Festen ist das ganze Dorf involviert und hier gibt es kaum Grüppchenbildung. Alles in allem herrscht hier oben eine gewisse Leichtigkeit. Das liegt mitunter an der Abgeschiedenheit und der guten Luft. (lacht)

Die Natur und die Ruhe macht Großberndten zu einem sehr schönen Platz zum Leben. Durch das Muschelkalkgebiet gibt es viele Biotope. Überall kann man in die Natur blicken. Da durch die Höhe bedingt der Winter immer etwas früher anfängt und etwas länger bleibt, nennen wir Großberndtner unseren Ort liebevoll unser kleines Sibirien. Die Abgeschiedenheit lässt uns gemeinsam schöne Aktionen schaffen und bei Problemen helfen wir uns auf schnellem Wege gegenseitig. Das macht das Leben in Großberndten nicht besonders, aber besonders schön.

Warum wollten Sie Ortsteilbürgermeisterin werden?

In Großberndten gelte ich als „bunter Hund“. Ich wurde gefragt und dachte einfach, „ich mach das jetzt.“ Es gibt immer irgendwas zu tun und da ich mein ganzes Leben hier verbracht habe, kenne ich Jeden und Jeder kennt mich. Wenn etwas gebraucht wird, kümmere ich mich darum und suche mir helfende Hände. Die findet man hier schnell und deshalb macht das Amt Spaß. Im Ort herrscht viel Leerstand. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, unbewohnte Grundstücke an interessierte Käufer, vorzugsweise an Einheimische, zu vermitteln. Ich versuche, die Eigentümer zu ermitteln und sie zu ermutigen, die teils verfallenen Häuser zu verkaufen und so jungen Menschen das Bleiben auf dem Dorf zu ermöglichen. Ebenso bin ich gern Ansprechpartner, wenn Familien ein Haus oder Grundstück suchen und ältere Bewohner eventuell verkaufen möchten. Bei zwei bis drei Familien hat das schon geklappt. So kann ich helfen, Großberndten zu verjüngen und zu verschönern.

Was schätzen die Einwohner an Großberndten?

Unseren Zusammenhalt, das Vereinsleben und die gemeinsamen Feste, die daraus entstehen. Die Firmen bringen sich mit vorhandener Technik, Know How sowie finanziellen Mitteln in das Dorfleben ein. Die Vereinsarbeit liegt mir sehr am Herzen, deshalb versuche ich, die Vereine nicht nur im Ort, sondern auch in anderen Dörfern einander zusammen zu bringen. Alle Generationen arbeiten mit und lassen jedes Jahr schöne Highlights entstehen. Unser „Sommernachtstraum“ ist ein Dorffest für Groß und Klein, was im letzten Jahr 800 Besucher angelockt hat. Das ganze Dorf war involviert. Das war beeindruckend. Unsere Dorffeste sind weit über die Ortsgrenze hinaus bekannt, wie z.B. auch das traditionelle, internationale (von Schweiz bis Ostsee) und nachgewiesen älteste Kohleschlagen und die Kirmes. Alle zwei Jahre richtet der Reit- und Fahrverein Helbetal e.V. die Großberndter Dressurtage aus, die bei Reitsportfans sehr beliebt sind. Der Feuerwehrverein Großberndten unterstützt die Freiwillige Feuerwehr im Ort, richtet und schmückt die unterschiedlichsten Feste aus und unterhält das Dorfgemeinschaftshaus. Dieses wird als Treffpunkt für Rentner, Vereine und für Feste genutzt.

Die Großberndtener Dorfmädels versuchen das Dorfleben mit weiteren Angeboten zu gestalten. Sie möchten ältere Bewohner unterstützen, Kindern bei Hausaufgaben helfen und sich im Dorf engagieren.

Was sind die schönsten Ecken von Großberndten?

Die auf dem Dorfgemeinschaftshaus seit 100 Jahren befindliche Turmuhr gilt als Wahrzeichen von Großberndten. Das Kloster in Dietenborn ist ein tolles Ausflugsziel und auch für Veranstaltungen sehr beliebt. Der Klosterverein ist sehr engagiert darin, das Klostergelände wieder schön herzurichten und noch bestehende Gebäude wieder nutzbar zu machen. Auch der Klosterteich wurde liebevoll hergerichtet und dient neben der optischen Bereicherung des Klosters auch als Löschwasserteich. Gespeist wird dieser vom 1000 Jahre alten Bonifatiusborn, an dem der Heilige Bonifatius auf seinen missionarischen Reisen Taufen durchgeführt hat. In Großberndten steht unsere Kirche St.Petri-Pauli mit einem einmaligen Altar in direkter Nähe zum Kirchsee, wo man schöne Stunden verbringen.

 

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