Familienerlebniswanderweg Frauenberg-Trail
Der Frauenberg-Trail ist ein Familienerlebniswanderweg mit einer Länge von 1,6 km. Entlang des Weges befinden sieben verschiedene Erlebnisstationen. Rund um den Frauenberg ranken sich viele spannende Sagen und Mythen, welche hier nachgelesen werden können.
Das Projekt wurde von der Stadt Sondershausen gemeinsam mit der FAU Sondershausen, mit Unterstützung der Naturparkverwaltung Kyffhäuser, umgesetzt. Die Finanzierung erfolgte im Rahmen der Förderung des Projektes „Neubeschilderung der Wanderwege in Wind- und Hainleite“ durch das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz.
Wisst ihr überhaupt was eine Sage ist?
Eine Sage ist so ähnlich wie ein Märchen oder eine Legende. Sagen sind meist kurz und schon ziemlich alt. Sie sind vor langer, langer Zeit entstanden, weil sich Menschen fantasievolle Geschichten erzählt haben. Diese Erzählungen wurden von Generation zu Generation mündlich weitergegeben und wie das so ist, sind Menschen sehr einfallsreich und haben die Geschichten in der Überlieferung immer ein wenig mehr ausgeschmückt. Das Besondere allerdings an Sagen ist, dass diese fantasievollen Geschichten an wirklich existierende Menschen oder Orte oder Ereignisse geknüpft wurden. Und so ist das auch hier am Frauenberg geschehen. Den Frauenberg gibt es wirklich. Ihr seid ja gerade hier. Aber lest erst einmal die Sage und entscheidet dann, ob das, was in diesem Berg geschieht, auch wahr sein kann.
Der Frauenberg ist ein wundersamer Berg, denn er besteht nicht aus Erde, Steinen und abermals Erde, sondern er ist innen hohl. Ein riesiger großer Raum befindet sich unter euren Füßen. Und dort gibt es einen See, so klar wie der reinste Kristall. Über dem See erstrahlt ein tiefblauer Himmel mit Sternen, die unglaublich funkeln und blinken und zauberhaft strahlen. Auf dem Wasser schwimmt seit der Entstehung unserer Welt ein silberweißer Schwan. In seinem Schnabel trägt er einen goldenen Ring. Das ist nicht nur irgendein Ring. Mit diesem Ring ist das Schicksal der ganzen Welt verbunden. Lässt der Schwan ihn fallen, dann stürzt der Berg ein und die Welt geht unter. Der Schwan darf ihn nicht fallen lassen. Tut er das dennoch wird der Frauenberg einstürzen und unsere Welt untergehen.
Dazu hat uns jemand (uns unbekannt) auch ein Gedicht geschrieben:
Tief unten im Frauenberge
Da liegt ein dunkler See
Darauf zieht seine Kreise
Ein Schwan so weiß wie Schnee.
Er hält in seinem Schnabel
Ein golden‘ Ringlein.
Die Wellen gehen so leise
Es blitzt der Widerschein.
Und wenn aus seinem Schnabel
Der Ring ins Wasser fällt
Dann stürzt der Berg zusammen,
mit ihm die ganze Welt.
Was meint ihr? Gibt es den Schwan? Und kann ein Ring überhaupt so viel Macht besitzen? Denkt doch auf dem weiteren Weg darüber nach. Wie stellt ihr euch das Innere des Berges vor?
„Die Frauenbergsage erzählt von einem See im Inneren des Berges, auf dem ein weißer Schwan schwimmt, der einen goldenen Ring im Schnabel trägt. Lässt er ihn fallen, heißt es, bedeutet das den Untergang der Welt.
Analysiert man den Inhalt dieser Sage, ergeben sich drei Elemente: der unterirdische See in einem markanten Berg, der Schwan und der Ring. In der vorchristlichen Zeit sind alle drei mit ganz bestimmten religiösen Vorstellungen besetzt.
Das Element Wasser in Form von Seen, Teichen, Quellen, Brunnen und Mooren galt generell als Zugang zur Götterwelt. […] Ganz besonders verband man aber das Wasser als göttliches Element mit der vegetativen Fruchtbarkeit mit einer im alten Siedlungsgebiet der Thüringer und Chatten (Hessen) verehrten Muttergottheit namens Holle. Sie gebot über Leben und Tod und war mit den Vegetationszyklen verbunden. Nach altem Volksglauben befanden sich in ihrem unterirdischen Reich – oft verbunden mit einem Berg, einem sogenannten Seelenberg, in dessen Inneren man sich dieses Reich vorstellte – die Seelen der Ahnen, die sie zu neuem Leben in die Körper von neugeborenen Nachkommen einpflanzte (Ahnkel/Enkel – der kleine Ahn), eine Form der in fast allen Religionen anzutreffenden Vorstellung von einer Reinkarnation (Wiedergeburt). Mit der Christianisierung dämonisiert, finden wir letzte Spuren dieser damals verehrten Muttergottheit nur noch in Sagen und dem hessisch-thüringischen Raum entstandenen Märchen von der Frau Holle, in dem uns, in die Handlung des Märchens eingebunden, dieser Wiedergeburtsgedanke erneut begegnet. […]
Das zweite Element der Sage, der Schwan, steht in der germanischen Glaubensvorstellung ikonografisch vor allem für die Schicksalsgöttinnen, die Nornen. Die Germanen sahen die Welt als ein statisches Gebilde an, das von der Weltesche Iggdrasil getragen wurde, die man sich als Mittelachse des Universums vorstellte, An ihren Wurzeln sprudelten Quellen, an denen die Nornen gemeinsam mit den Schwänen lebten, mit denen sie ikonografisch verschmolzen. Die Nornen galten in der germanischen Vorstellungswelt als die einzigen Wesen, die das Schicksal vorherzubestimmen in der Lage waren, eine Fähigkeit, über die selbst die Götter nicht verfügten. […]
Das dritte Element, der Ring, symbolisiert die uralte Vorstellung von den immer wiederkehrenden Vegetationszyklen, vom Kreislauf des Entstehens und Vergehens, von Geburt und Tod, von Vorgängen also, die man in Verbindung mit Muttergottheiten sah.
Wendet man diese Erkenntnis auf die Sage vom Frauenberg an, ergibt sich folgende mögliche Lesart: Wenn die im Frauenberg thronende Muttergottheit und die Nornen (Schwan) den Untergang als der Welten Schicksal ansehen, dann lässt der Schwan den Ring fallen. Damit wird der Kreislauf des Lebens (symbolisiert durch den Ring) unterbrochen, gleichbedeutend mit dem Ende der Welt. […]“
(Manfred Ohl. Entnommen aus Sondershäuser Beiträge – Püstrich. Zeitschrift für Schwarzburgische Kultur- und Landesgeschichte. Heft 11/2010. Herausgeber Schlossmuseum Sondershausen und Geschichts- und Altertumsverein für Sondershausen und Umgebung e.V.)
„Gedicht auf den Frauenberg, als er vor kurzem zu brausen und Steine zu werfen begann.“
Diese höchst sonderbare Überschrift trägt ein Gedicht, das der Zufall in den verstaubten Nachlasse eines alten Sondershäusers jüngst wieder auffinden ließ. Der geneigte Leser wird sagen: „wieder eine neue Fabel zur Geschichte des Frauenberges, der, weil er aus dem langen Zuge der Hainleite gleichsam wie ein Wächter ins Wippertal ganz auffällig sich vorschiebt, nicht allein dessen landschaftlichen Reize wesentlich erhöht, sondern auch von jeher mehrfach Stoff zur Bearbeitung historischer, aber auch fabelhafter Vorgänge geliefert hat. Ich werde mich hüten, den Lesern dieses Blattes eine neue Mär aufzubinden, obgleich das vorliegende Gedicht, dessen Stoff mit voller dichterischer Freiheit behandelt ist, den Anschein erwecken kann, sein Verfasser habe damit einen Ritt ins romantische Land unternommen. Das ist aber keineswegs der Fall. Dem Gedichte liegt vielmehr ein realer Vorgang zu Grunde, der weil nur mündlich überliefert, weniger bekannt sein dürfte. Doch zur Sache. Die Bergsteiger des Frauenberges finden an seinem Nordhange ein großes Trümmerfeld, entstanden durch Ablösung und Niedergang einer gewaltigen Steinmasse von der Bergwand. Als Jahr dieses Absturzes wird 1815 angenommen. Der Verfasser des Gedichtes hat ihn erlebt und die elementare Gewalt, mit welcher er erfolgt sein mag, war stark genug, eine poetisch veranlagte Natur zu einer dichterischen Wiedergabe eines ungewöhnlichen Naturereignisses zu drängen. Um eine Probe seines poetischen Ergusses zu geben, setze ich von den 29 Strophen, in die es gefasst ist, nur die hierher, die zwischen den Zeilen „Tatsächliches“ lesen lassen, das als Beitrag zur Heimatgeschichte willkommen sein kann.
„O Berg zu unsern Frauen,
Sonst lieblich anzuschaun,
Du allerschönster Berg,
Zu den wir einst wallfahrten,
Von dem wir Hilf erbaten,
Wir nahen uns mit Ehrfurcht dir.
Was Machst du uns für Sorgen
In deinem weiten Becken
Mit brausendem Getös?
Du wankst auf deinen Beinen
Und wirfst mit großem Steinen
Und schleuderst Felsen um dich her.
Was soll aus uns dann werden
Auf dieser armen Erden
Wo lauter Not jetzt wohnt?
Willst du uns auch verzehren
Der Ernte reicher Ähren,
Die Früchte die so herrlich steht?“
Die erste von diesen Strophen enthält als historische Tatsache den Hinweis auf die schon längst nicht mehr vorhandene Wallfahrtskapelle „Zu unserer lieben Frauen“, die im 12. Jahrhundert auf der Hochebene des Berges erbaut worden ist und von der ja der Berg den Namen trägt.
Das brausende Getös, das der Dichter gehört hat, kam nicht aus dem Innern des Berges, denn er ist seinem geologischen Aufbau nach kein Vulkan. Und doch konnte er zu Zeiten schwerer Gewitter, wenn sie von Osten im Wippertale heraufzogen und bei staken elektrischen Entladungen an seinem Gipfel festgehalten wurden, selbst einem weniger mit Phantasie Begabten als ein feuerspeiender Berg erscheinen. An einem ganz besonders schweren Gewittertage des oben genannten Jahres ist eine gewaltige, den steilen Hang herabstürzende Wassermenge in die bereits vorhandenen tiefen Spalten, die im Muschelkalk nicht selten sind, eingedrungen und hat die Ablösung der Bergwand in einer Ausdehnung bewirkt, wie sie die Gegenwart zeigt. Steinschutt, weithin geschleudert, bedeckt die dort liegenden Gärten und macht sie für weitere Kultur unfähig. Daher die Klage des Dichters über die Vernichtung einer erhofften reichen Ernte. In den folgenden Strophen wird dann bittend gesagt:
„O laß dich doch erweichen
Und gib uns bald ein Zeichen
Von deiner Freundlichkeit.
Und höre auf zu toben,
Und schelten hoch dort droben
Zum größten Dank sind wir bereit.“
Das sind Worte, die beweisen, dass das Unwetter wohl länger als einen Tag die Bewohner des Tales in Schrecken gehalten hat. Die folgenden Seiten zeigen die Kehrseite des kritischen Tages; denn der Dichter zählt alles Schöne und Gute auf, das er und die Bewohner im Bereiche des Berges von ihm genossen haben. Er erinnert daran, wie in weit zurückliegender Zeit die gläubige Bevölkerung zum Kirchlein hinaufstieg, um zu opfern und wie aus dem frommen Kirchgange im Wandel der Zeiten und der Religion ein weltlicher Spaziergang geworden ist, den am 3. Osterfeiertage auszuführen, bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts zur Gewohnheit geworden war. Wo sonst nur Schafe und Ziegen das spärliche Gras der Bergwand abweideten, kletterten an diesem Tage Knaben und Mädchen und suchten emsig nach den leeren, zierlich gewundenen Gehäuse kleinster Schnecken und nach den buntschillernden feinblättrigen Bruchstücken des Gipses, die noch immer am Berg gefunden werden. Aber auch Ältere und sonst Rüstige scheuten die Mühe des Aufstiegs nicht, denn sie wussten, dass oben für des Leibes Nahrung und Notdurft reichlich gesorgt war. [...]
Ausschnitt aus der Abschrift: Der Deutsche, Aus der Heimat 22. Oktober 1921 Nr. 16
Verfasser: G. Lutze
Vor über 700 Jahren gab es auf dem Frauenberg eine Kapelle. Dort lebte ein Klausner. Ein Klausner ist ein Mann, der außerhalb von Klostermauern ganz allein lebt, um durch viele Gebete Gott sehr nah sein zu können. Unser Klausner vom Frauenberg hieß Tilo und hatte sich noch in ganz jungen Jahren in den Dienst der Kirche begeben.
Doch wie und warum wurde er zum Klausner?
Eines Tages bekam er den Auftrag nach Mainz zu reisen, um dem Erzbischof eine wichtige Nachricht zu überbringen. Auf dem Weg dorthin, als er rastete, überholte ihn eine Kutsche, die von Reitern begleitet wurde. Wie aus dem Nichts kamen plötzlich aus dem Wald Wegelagerer und überfielen die Reisenden. Die Begleiter der Kutsche flohen und so nahm Tilo all seinen Mut zusammen und schlug die Räuber in die Flucht. Die Kutschentür ging auf und eine schöne edle junge Frau stieg aus. Sie bedankte sich überschwänglich bei ihrem Retter und stellte sich mit Namen Eleonore vor. Sie sagte, dass sie auf dem Weg zu ihrem Vater sei, um verheiratet zu werden und bestand darauf, Tilo einzuladen, sich von den Strapazen des Kampfes auf der Burg ihres Vaters zu erholen.
Tilo willigte ein, unter anderem auch deshalb, weil er vom ersten Moment fasziniert von Eleonore war und sich noch nicht von ihr trennen wollte. Eleonore zeigte ihm die Burg ihres Vaters und stand mit einem Male sehr nah bei Tilo, der das Verlangen hatte sie küssen zu wollen. Das ging natürlich nicht, weil Eleonore verlobt war und er im Dienste Gottes stand. Wenige Zeit später traf nun der Verlobte von Eleonore ein und Tilo setzte seinen Weg nach Mainz fort und kehrte danach nach Jechaburg zurück. Aber er konnte seine Eleonore nicht vergessen und suchte Rat bei seinem Beichtvater und erbat sich von diesem eine Buße. So wurde Tilo der Klausner vom Frauenberg. Er führte ein einsames Leben. Seine Hoffnung war, dass dieses Leben seiner Seele Ruhe geben würde.
12 Jahre später hatte er tatsächlich Frieden in der Einsamkeit und Meditation gefunden, dennoch wünschte er sich von Herzen in Erfahrung zu bringen, was aus der jungen Frau geworden war.
Im Jahre 1222 um die Osterzeit geschah das Unglaubliche: Eleonore besuchte die Kapelle auf dem Frauenberg zusammen mit ihrem Mann und ihren Kindern. Überschwänglich bedankte sich die ganze Familie bei Tilo, dass er Eleonore vor Jahren gerettet hatte und sie luden ihn zu sich nach Hause ein. Tilo war so froh, dass er endlich in Erfahrung gebracht hatte, dass es ihr und ihrer Familie gut ging und nahm die Einladung gerne an.
Hättet ihr auch den Mut gehabt und wäret Eleonore zu Hilfe geeilt? Was glaubt ihr, weshalb Tilo Eleonore nicht gesagt hat, was er wirklich für sie empfindet?
Die ist eine Zusammenfassung der kulturhistorischen Erzählung „Der Klausner vom Frauenberg“ von Magdalene Kühn (erschienen: Illustriertes Deutsches Familienblatt 17. Jahrgang, 9. Heft, 1908)
Die Sage um Hildegard und Hellmund spielt in der vorchristlichen Zeit, als hier in Sondershausen noch „Jecha“ auf dem Frauenberg angebetet wurde. Die „Jecha“ ist eine Göttin, welche nur in Nordthüringen Erwähnung findet. Sie kommt nur in Sagen, Legenden und alten Geschichten vor, sie entspricht in ihrer Bedeutung der Jagdgöttin „Diana“. Für ihre wahre Existenz gibt es keinerlei wissenschaftliche Beweise. Zu jener Zeit wurde das Frankenland (das heutige Thüringen) immer wieder von den Sachsen überfallen.
Diese Sage erzählt von einem hübschen Mädchen namens Hildegard und einem jungen Ritter Hellmund, die unglaublich ineinander verliebt waren. Leider musste Hellmund eines Tages in den Krieg ziehen und die tieftraurige Hildegard verlassen. Beide trugen die Hoffnung in sich, dass sie sich bald wiedersehen würden, aber es sollte anders kommen.
Die Jahre vergingen und Hildegard hörte kein einziges Wort über ihren geliebten Hellmund. Sie war so verzweifelt, dass sie zum Heiligtum der Göttin Jecha hier auf den Frauenberg ging, um dort Priesterin zu werden und den Schwur abzulegen, uneingeschränkt Jecha dienen zu wollen.
Aber das Schicksal hatte mit den einst Verliebten doch noch andere Pläne: Nach Jahren, während einer Schlacht zwischen Franken und Sachsen, wurde Hellmund gefangen genommen und sollte tatsächlich der Göttin Jecha geopfert werden. Und die Göttin verlangte von Hildegard, den Feind Hellmund mit dem Schwert zu töten. Es war die schwerste Prüfung, die die nun junge Frau zu bestehen hatte, um sich als Priesterin der Göttin würdig zu erweisen.
Als die Gefangenen vorgeführt wurden, erkannte Hildegard Hellmund sofort. Sie war innerlich zerrissen, wollte sich ihrer Pflicht gegenüber der Göttin Jecha aber nicht entziehen; auch, weil Hellmund ihr damals nach seinem Verschwinden das Herz gebrochen hatte. Und auch Hellmund erkannte seine frühere Geliebte wieder. Er war verzweifelt, dass das Schicksal beiden so grausam mitspielte und beteuerte unaufhörlich, wie sehr er Hildegard liebte und sie auch immer noch liebt. Er erkannte, dass diese Prüfung Hildegard alles abverlangte und erklärte ihr, dass er bereit war, aus Reue zu sterben.
Dann kam der Tag, an dem das Blutopfer vollzogen werden sollte. Während einer Gewitternacht auf dem Frauenberg standen sich Hildegard und Hellmund gegenüber. Sie sahen sich tief in die Augen und Tränen liefen ihnen über ihre Gesichter. In dem Moment, als Hildegard das Schwert zum Todesstoß ansetzte, war die Göttin Jecha so gerührt, dass sie die Erde unter dem Liebespaar aufgehen ließ und der Berg beide in sich verschlang. Im Berginneren aber erwartete Hildegard und Hellmund das Paradies und die beiden lebten glücklich bis an ihr Lebensende.
Was meint ihr? Glaubt ihr, dass die beiden heute noch im Berg/Paradies leben? Und hätte Hildegard „Jecha“ gedient, wenn Hellmund nicht in den Krieg gezogen wäre?
Dies ist eine Zusammenfassung von dem Buch „Die Sage vom Frauenberg“ von Bruno Sasse (Fr. Aug. Eupel’s Hofdruckerei, Sondershausen 1910)
Diese Geschichte spielt in der Zeit, als das Christentum noch nicht lange in Thüringen Einzug gehalten hat. Ein Vikar (das ist jemand, der zum Pfarrer ausgebildet wird) namens Benediktus wurde die Aufgabe übertragen die Kapelle auf dem Frauenberg, zu übernehmen und die Einheimischen mit dem christlichen Glauben zu bekehren. Er wusste, dass dies eine schwere Aufgabe sein würde, da viele der hier lebenden Menschen immer noch an die heidnischen Götter glaubten.
Er war erst kurze Zeit auf dem Frauenberg, als er Hadwig traf. Ein junges 17-jähriges Mädchen mit langen blonden Zöpfen, die den christlichen Glauben schon angenommen hatte und jeden Tag Blumen der Jungfrau Maria in die Kapelle auf dem Frauenberg brachte.
Hadwig war von Vikar Benediktus fasziniert, denn man muss wissen, dass, bevor er Vikar wurde, Ritter Gerot war, der heldenreich in Kriegen die Feinde des Christentums besiegte, aber auf Wunsch seiner Mutter in den kirchlichen Dienst trat.
Hadwig hatte zudem auch einen Verehrer, Wito, ein Heide, der sich nicht taufen lassen wollte und der ihr stets auflauerte und seine Liebe beteuerte, die Hadwig nicht erwiderte. Wito war zudem sehr eifersüchtig auf Benediktus, denn er hatte schon wahrgenommen, wie Hadwig diesen verliebt ansah. Auch der Vikar war sehr angetan von dem jungen Mädchen, allein sein Glaube verbat Gedanken an die Liebe zwischen Mann und Frau.
Eines Tages erhielt Benediktus die Warnung, dass die heidnischen Ungarn das Land durchstreiften und Mord und Totschlag verbreiteten. Der Vikar rief die Einwohner des Frauenbergs dazu auf, zur Sicherheit auf dem Frauenberg die alte Fluchtburg wieder in Stand zu setzen und die Wälle zu erhöhen und die Gräben zu vertiefen. Gemeinsam vereint, arbeiteten alle, selbst Wito, an dieser lebenswichtigen Aufgabe.
Nachdem einige Monate vergangen waren und von den Ungarn keine Spur gesehen wurde, stand die Fluchtburg sicher. Benediktus hatte es sogar geschafft einige der Menschen zu bekehren und genoss ein hohes Ansehen bei jedermann, da er sich unermüdlich für die Sicherheit der Bevölkerung einsetzte.
Und dann waren die Ungarn, wie aus dem Nichts, plötzlich da und überfielen den Frauenberg. Die Menschen waren voller Angst, jedoch warf Benediktus sein Vikar-Gewand ab und nahm sein altes Schwert in die Hand und führte die Bewohner des Frauenbergs mit kluger Taktik zum Sieg. Die Kapelle, die Menschen, der ganze Frauenberg waren gerettet.
Im Siegesrausch übersah man allerdings einen ungarischen Feind, der einen tödlichen Pfeil auf Hadwig abschoss. Benediktus eilte zu ihr und nahm sie in seine Arme. Ihr letzter Wunsch war, dass er sie küssen sollte, was er tat. Dann starb sie.
Glaubt ihr, dass Wito und Benediktus letztendlich Freunde geworden sind? Hat Benediktus richtig gehandelt Hadwigs letzten Wunsch zu erfüllen, obwohl er es seinem Glauben nach eigentlich nicht gedurft hätte?
Dies ist eine Zusammenfassung der Frauenbergnovelle von Walter Pohle (Abschrift aus dem Pflüger, Sondershausen 1927)