Stadtentwicklung
Am 3. Mai 2018 wurde durch den Stadtrat das neue Leitbild von Sondershausen bis 2030 beschlossen.
Es stellt das Basiswerkzeug und die Handlungsrichtlinie für die Arbeit der Verwaltung und Politik für die kommenden Jahre dar und soll die Identität der Einwohner mit ihrer Stadt stärken.
Es enthält visionäre, aber nicht unrealistische Ziele, die als Ist-Zustand beschrieben sind.
In einem über zweijährigen Prozess wurde in Begleitung der Firma Komet empirica (eine erfahrene Firma im Bereich Stadtentwicklung), die bereits Leitbildprozesse in vielen ostdeutschen Kommunen begleitet hat, das Leitbild erarbeitet.
In Expertengesprächen mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Verwaltung wurden zunächst Wünsche und Vorstellungen für die Entwicklung von Sondershausen geäußert.
In sechs Fokusgruppenwerkstätten und einer Ideen-Werkstatt haben dann Unternehmer, Kulturschaffende, Vereinsvertreter, Schulleiter, Behindertenvertreter, Verwaltungsmitarbeiter, Politiker und Jugendliche Visionen für unsere Stadt entwickelt.
Dabei wurden sieben wesentliche Handlungsfelder (Themenbereiche, die sowohl die finanzielle Grundlage für eine Stadt schaffen, als auch das Leben der Menschen an sich in einer Stadt ausmachen) für Sondershausen benannt:
- Wirtschaft / Arbeit / Infrastruktur
- Tourismus
- Innenstadt
- Lebensqualität / Bildung / Soziales
- Kultur / Freizeit / Sport
- Region / Natur / Umwelt
- Bürger / Verwaltung / Politik
Für jedes Handlungsfeld haben die Teilnehmenden strategischen Leitziele festgelegt.
Um die strategischen Ziele in den jeweiligen Handlungsfeldern zu erreichen, wurden konkrete Handlungserfordernisse abgeleitet und erste Schlüsselprojekte benannt, denen sich die Verwaltung in den nächsten Monaten/Jahren vorrangig widmet. Damit sind die Richtung und die Schwerpunktaufgaben für die Stadtentwicklung bis 2030 vorgegeben.
In das Leitbild sind eingeflossen:
- Der Blick von innen; Stärken-Schwächen-Analyse, vorhandene Konzepte (Stadtentwicklungskonzept, Markenkonzept, Leitbild des Netzwerkes „Unsere Region 2050“, Strategiekonzept SMG), Experten- und Fokusgruppenmeinungen
- Der Blick von außen; Trends, Zukunftsstrategien der Region, des Freistaates und der Bundesregierung und Forschungsergebnisse.
Was geschieht mit dem Leitbild?
Es wird nicht in der Schublade verschwinden, sondern ist Arbeitsmittel und Entscheidungsgrundlage für Politik und Verwaltung. Auf dessen Grundlage werden die Projekte und Maßnahmen in der Verwaltung festgelegt und die künftigen Beschlüsse im Stadtrat gefasst.
Das Leitbild ist ein aktives Arbeitsmittel. Bei der Umsetzung der Schlüsselprojekte werden Prioritäten festlegt, ggf. einzelne Maßnahmen abgeleitet.
Es können weitere Schlüsselprojekte vorgeschlagen, bestehende unter gewissen Umständen auch gestrichen oder in der Priorität nach hinten geschoben werden.
Um das Leitbild stets als aktives Arbeitsmittel im Fokus zu haben, werden jedem Leitbildbaustein zwei Verantwortliche aus Verwaltung und Politik zugeordnet, die jährlich den Stand der Umsetzung der Schlüsselprojekte kontrollieren und darüber in den zuständigen Ausschüssen berichten.
Das Leitbild ist ein Prozess, kein abgeschlossenes Ergebnis. In regelmäßigen Abständen von fünf bis sieben Jahren kommt das Leitbild auf den Prüfstand, um es gegebenenfalls veränderten Bedingungen anzupassen.
Wer mehr zum Leitbild wissen möchte, kann sich an die Wirtschaftsförderung der Stadt wenden.
Rahmenplanung Altstadt
vorhandener Gebäudebestand | mögliche Standorte für Ersatzneubauten und Lückenschließungen bis 2010 | ||
weitere sinnvolle städtebauliche Strukturergänzungen (nach 2010) | Umgestaltungsgebiet "Wippertor" (Stadtumbau Ost) Wettbewerb geplant |
Aktualisierung der Sanierungsziele für die Altstadt
Unter Berücksichtigung neuerer Analyseergebnisse ist die Bestimmung des Leitbildes für die künftige Innenstadtentwicklung erforderlich. Ende 2001 wurde eine Touristische Potenzialanalyse erstellt, die u. a. die insbesondere für die Innenstadt relevanten Entwicklungsschwerpunkte herausstellt:
Attraktivität für überregionale Ausstrahlung entwickeln
Touristische Positionierung als Musikstadt als Thema mit landesweitem Alleinstellungscharakter, stärkere Nutzung des Schlosses für die touristische Angebotsgestaltung zum Thema Residenzstadt, weitere Aufwertung des Stadtbildes, insbesondere im Bereich der Innenstadt und deren Verbindungen zum Schlosspark,
Aufbau von Nischen und Verbesserung der infra- strukturellen Voraussetzungen im Tagungssektor rund um das Thema Musik. Konkrete Ansätze für die Stadtentwicklung bieten dabei die im Gutachten aufgezeigten Maßnahmeempfehlungen und Handlungsfelder:
- Stärkung der Präsenz des Themas Musik im öffentlichen Raum
- Entwicklung eines "musikalischen Stadtrundganges"
- Aufwertung des Erscheinungsbildes der Ortseingänge
- Sicherung eines attraktiven Gesamtbildes bei der Gestaltung des öffentlichen Raumes und der Stadtmöblierung
Stabilisierung des Wohnungsstandortes Innenstadt und der Gewerbeflächen
Fortsetzung der Sanierung weiterer Wohn- und Geschäftshäuser, vor allem im Bereich der Hauptgeschäftszone, Nutzung der günstigen Lagebedingungen für den Ausbau altengerechten Wohnraums unter Berücksichtigung der Prognose der Altersstrukturentwicklung, weitere Verbesserung der Nutzungsqualität der Quartierinnenbereiche als Freiraum für den Wohnungsbestand, Steigerung der Attraktivität des Einzelhandels, insbesondere im Bereich der Fußgängerzone, zur Profilierung als Einkaufsstadt, Ausweitung der Geschäftszone in Abhängigkeit von der allgemeinen Einkommens- und Geschäftsent-wicklung, Einordnung von weiteren Stellflächen im wohnungsnahen Bereich.
Den Schwerpunkt bilden hierbei die 34 % nicht sanierter Gebäude, die sich vor allem in der Langen Straße und im Umfeld des Trinitatisplatzes befinden.
Damit kann ein Bestand von 129 leerstehenden Wohnungen zurückgewonnen werden.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit eines weiteren Zugewinns von (ca. 144 WE) durch den Ausbau geeigneter Dachräume.
Schließen von Baulücken im Bestand der Altstadtstruktur
Konzentration der Bemühungen auf die folgenden Schwerpunktbereiche:
- Wiederherstellung der gestörten städtebaulichen Struktur des Trinitatisplatzes
- Schließen der Baulücken an der Kirchstraße und der Ecke Lange Straße / Gottesackergasse
- Schließen des gestörten Straßenraumes entlang der Ferdinand-Schlufter-Straße durch Neubebauung der südlichen Straßenseite einschließlich der Ecke zur Bebrastraße
- Schließen weiterer Baulücken in der Bebauung der Langen Straße, der östlichen Lohstraße und weiterer Einzelstandorte.
Gebäude Neubau | Freiflächen ausgeführt bzw. in Ausführung | ||
Gebäude saniert | Freiflächen-Planung | ||
Gebäude teilsaniert | |||
Sanierung geplant | Fördergebiet Stadtumbau | ||
Neubau geplant | Bereich Stiftung Thür. Schlösser und Gärten |
Baualtersklassen
Zeitpunkt der Errichtung bzw. grundlegender Umbauten
- vor 1870 (frühe Gründerzeit und älter)
- 1870–1920 (Gründerzeit / Jugendstil)
- 1920–1950 (Neue Sachlichkeit / Heimatstil)
- 1950–1990 (Phasen des DDR-Bauwesens)
- 1990–2002 (jüngere Neubauvorhaben)
Prozentualer Anteil der Baualtersklassen | Altstadt 202 Gebäude
vor 1870 | 120 Gebäude | 59,4 % |
1870–1920 | 20 Gebäude | 9,9 % |
1920–1950 | 9 Gebäude | 4,5 % |
1950–1990 | 37 Gebäude | 18,3 % |
Bauzustand
Die Einordnungen in die Bauzustandsstufen
- I sanierte Gebäude / Neubauten
- II teilsanierte Gebäude
- III Gebäude mit erkennbarem Sanierungsbedarf
- IV Gebäude mit schweren Schäden
spiegeln die erreichten Ergebnisse als auch den erkennbaren Handlungsbedarf wieder.
Ein Vergleich mit der Ausgangssituation der 90er Jahre im Sanierungsgebiet Altstadt zeigt die Tendenz der Entwicklung auf
Altstadt | 1992 222 Gebäude |
2002 202 Gebäude |
---|---|---|
Bauzustandstufe I | 37,1% (75) | |
Bauzustandstufe II | 23,4% ( 52) | 29,2% (59) |
Bauzustandstufe III | 64,0% (142) | 22,8% (46) |
Bauzustandstufe IV | 12,6% ( 28) | 10,9% (22) |
Bauzustand /Sanierungsgrad im Sanierungsgebiet Altstadt 1992 / 2002
Sanierte Gebäude/Neubauten | |
teilsanierte Gebäude | |
Gebäude mit erkennbarem Sanierungsbedarf | |
Gebäude mit schweren Schäden |
Leitbilder zur Stadtentwicklung
Potenzialanalyse und Entwicklungsstrategien im Hinblick auf den Stadtumbau.
Wichtige Potenziale liegen in der Steigerung der Marktattraktivität im Bereich des Tourismus und der damit verbundenen gewerblichen und Dienstleistungseinrichtungen.
Mit der Entscheidung, die 2. Thüringer Landesausstel-lung mit dem Thema "Thüringer Residenzen" im Jahr 2004 an Sondershausen zu vergeben, ist ein deutlicher Impuls für eine überregionale Profilierung der Kommune als touristischer Standort erfolgt. Der Schlosskomplex mit Museum, ständigen und wechselnden Ausstellungen, Kreismusikschule, Liebhabertheater, den Spielstätten Blauer Saal, Riesensaal und Achteckhaus sowie mit dem Schlosspark, erhält seine besondere Bedeutung durch die Ablesbarkeit der baugeschichtlichen Entwicklung anhand von Gebäuden und Raumausstattungen aller wesentlichen Epochen von der Romanik bis zu den Neostilen.
Am Hof herrschte ein für Musik und Kunst offenes und förderliches Klima. Aus der fürstlichen Hofkapelle ging 1801 das Lohorchester hervor. Das 1883 gegründete Konservatorium der Musik war eine der bedeutendsten Musikschulen in Thüringen. In Sondershausen wirkten so bedeutende Musiker wie Max Bruch, Carl Schroeder, Hugo Riemann, Max Reger, Louis Spohr und Franz Liszt. Diese Tradition auf dem Gebiet der Musik, der Sondershausen den Beinamen “Musikstadt” verdankt, wird von verschiedenen Einrichtungen und Vereinen intensiv gepflegt:
- Lohorchester als Teil der Theater-Orchester GmbH
Nordhausen-Sondershausen mit den Lohkonzerten - Kreismusikschule “Carl Schroeder”
- Meisterkurse für Musikschüler aus verschiedenen Ländern
- renommierte Musik-Wettbewerbe im Nachwuchsbereich
- Sondershäuser Verband akademisch-musikalischer Verbindungen (Gründung 1894), fünfjähriges Treffen des Gesamtverbandes in Sondershausen
- Max-Bruch-Gesellschaft (Tagungen und Konzerte)
Die Stadt beherbergt darüber hinaus eine Anzahl weiterer kultureller Einrichtungen.
Ende 2001 wurde eine Touristische Potenzialanalyse erstellt, die die folgenden für die Stadtentwicklung relevanten Entwicklungsschwerpunkte in der Reihenfolge ihrer Gewichtung für Sondershausen herausstellt:
- Eindeutige touristische Positionierung als Musikstadt als einziges Thema mit landesweitem Alleinstellungscharakter,
- stärkere Nutzung des Schlosses für die touristische Angebotsgestaltung zum Thema Residenzstadt,
- Nutzung des Erlebnisbergwerkes für die touristische Vermarktung als Bergbaustadt,
- Optimierung der räumlichen Vernetzung von Stadt und Umland als Stadt am Kyffhäuser,
- weitere Aufwertung des Stadtbildes, insbesondere im Bereich der Innenstadt,
- werbewirksame Nutzung von Sportveranstaltungen im Bergwerk zur Profilierung als Sportstadt,
- Steigerung der Attraktivität des Einzelhandels, insbesondere im Bereich der Fußgängerzone, zur Profilierung als Einkaufsstadt,
- Aufbau von Nischen und Verbesserung der infrastrukturellen Voraussetzungen im Tagungssektor rund um das Thema Musik,
- Fortführung der Altstadtsanierung
Wichtige städtebauliche Herausforderungen zur Aufwertung des Stadtbildes liegen in der jüngeren Stadtentwicklungsgeschichte begründet, insbesondere im Verlust der ehemaligen spätmittelalterlichen Vorstädte und der damit verbundenen Brüche im Erscheinungsbild der historischen Innenstadt:
Die westliche Vorstadt (Oberstadt) wurde in großen Teilen durch einen Bombenangriff im April 1945 zerstört und zu Beginn der 1960er Jahre mit einer teils offenen Zeilenwohn-bebauung wiederbebaut, ohne dass die historischen Stadträume der Hauptstraßenzüge (Lohstraße, Bebrastraße, Ferdinand-Schlufter-Straße) wieder geschlossen wurden.
Die östliche Vorstadt (Unterstadt, ehem. "Schwarzviertel") wurde hingegen im Ergebnis einer Neubebauungsplanung für das Wohngebiet "Wippertor" in den 70er und 80er Jahren bis auf Rudimente im Umfeld der Cruciskirche am Planplatz nahezu gänzlich abgebrochen und durch Wohnungsbau-Großstrukturen in Plattenbauweise ersetzt. Die dringend gebotene Stadtreparatur dieser gestörten Bereiche konnte im Rahmen der Stadtsanierung innerhalb des Sanierungsgebietes begonnen werden, stieß jedoch stets an die Grenzen des förmlich festgelegten Gebietes.
Die Rahmenpläne zur Wohnumfeldverbesserung erstreckten sich auch auf das Wohngebiet "Wippertor", jedoch erlaubt erst eine integrierte Betrachtung der gesamten ehemaligen Altstadt mit ihren Teilbereichen einen komplexen Lösungsansatz.
Neben diesen Strukturveränderungen führte die allgemeine Vernachlässigung der Grünplanung, vor allem des Großgrüns, zum Verlust eines wichtigen Identifikationsmomentes des Sondershäuser Stadtbildes.
Im Zuge der Stadtentwicklung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts war es neben dem Schlosspark in der Wipperaue durch großzügige Alleen und eine Durchgrünung der neu erbauten Stadtbereiche aber auch von Teilen der Altstadt, vor allem im Bereich der Trinitatiskirche, gekennzeichnet, und trug zum Image Sondershausens als Park- und Gartenstadt bei.
Die Weiterführung der Wiederherstellung der teilweise erhaltenen Alleen und die Neuanlage von straßenbegleitenden Baumreihen, insbesondere in den Vorstadtbereichen zur Altstadt, die Verbindung dieser Grünzüge mit dem Schlossparkareal und die Verbesserung der Zugänglichkeit des Parks stellen gleichzeitig eine Steigerung der Wohnqualität der Innenstadt dar.
Einzelhandels- und Zentrenkonzept der Stadt Sondershausen
Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzeptes bis 2030
Stadtsanierung Altstadt
Sicherung der Schlossgebäude
Schloss Sondershausen gilt mit rund 200.000 cbm umbautem Raum als der umfangreichste, aber auch bau- und kunstge-schichtlich bedeutendste Schlosskomplex in Nordthüringen. Die unregelmäßige Vierflügelanlage vereinigt fast alle mittel-europäischen Bauepochen seit dem Mittelalter in einem Bauwerk und macht sie nebeneinander erlebbar, wie sie in einer letzten Überformung durch den Schinkel-Schüler Carl Scheppig Mitte des 19. Jahrhunderts in einem konsequent klassizistischen Gestaltungswillen bis in die Gegenwart bewahrt wurden.
Das Schloss liegt im Einflussbereich von drei Senkungstrichtern des Kalibergbaus in 600 m Tiefe, die stark auf die Bausubstanz einwirken. Seit dem Ende des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen wurde die Bausubstanz des Schlosses stark vernachlässigt. Gelegentliche Kraftanstrengungen konnten manches bewegen, wie z. B. die Teilrestaurierung des Achteckhauses, des Blauen Saales und des Liebhabertheaters. 1992 wurde mit der Planung und Durchführung der denkmalpflegerischen Instandsetzung, der Nutzungsverbesserungen, der Erneuerung von Gebäudetechnik sowie mit der Erweiterung und dem Ausbau des Schlossmuseums begonnen. 1994/95 wurde das Tragsystem des 18 m hohen, 60 m langen Dachstuhles über dem Alten Nordflügel denkmalgerecht mit historischen Handwerkstechniken repariert.
Die barocke Aufstockung des Südflügels bei gleichzeitiger Vergrößerung und sogar teilweiser Verschiebung der ursprünglich übereinander liegenden Fenster zog das Zerbersten und Ausbeulen der verbliebenen überlasteten Mauerwerkspfeiler nach sich.
Später führten die Bergsenkungen zusätzlich zu einer sich entwickelnden Schief-lage des Gebäudes nach Norden. Weitere Lastumlage-rungen im vorgeschädigten Mauerwerk waren die Folge. Eine Sicherung dieses Bauwerkes musste daher die ver-schiedenen dynamischen Einflüsse aus dem Untergrund berücksichtigen. Durch die Sanierung des Mauerwerks mit gleichzeitiger flexibler Verspannung der gefährdeten Südfassade konnte 1995/96 die Standsicherheit des Südflügels wieder so hergestellt werden, dass er auch den jetzt noch zu erwartenden Einflüssen aus den Bergsenkungen genügend Widerstand leisten kann.
Seit den 1950-er Jahren beherbergte das Schloss in seinen überwiegend barocken und spätklassizistischen Raumfluchten ein Heimat- und Schlossmuseum.
Nach 1990 konnten die Räume des West- und Neuen Nordflügels für die Umsetzung eines neuen Museumskonzepts zur Verfügung gestellt werden. Eine wichtige Voraussetzung für die Erweiterung des Museums war das Freiwerden weiterer als Depot genutzter Räume, ebenfalls mit historischen Raumfassungen.
Für die Wiederherstellung und Restaurierung der historischen Beletage stand ein finanziell begrenzter Rahmen zur Verfügung. So hatte nicht nur die Rekonstruktion verlorener Bauteile, sondern vorrangig die Reparatur vorhandener Details hohe Priorität.
Mit der Entscheidung, die 2. Thüringer Landesausstellung "NEU ENTDECKT", Thüringen Land der Residenzen, 2004 im Schlosskomplex von Sondershausen durchzuführen, ergaben sich in den zurückliegenden Jahren völlig neue Chancen. Nun konnte im Auftrag der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten auch die Instandsetzung und Restaurierung von Gebäuden im Schlossparkareal in Angriff genommen werden, die in der ersten Phase der Sicherung zunächst zurückgestellt werden mussten.
Das betrifft insbesondere das Achteckhaus aus der Periode der barocken Parkanlage und den benachbarten Marstall (1847-49). Durch das Einfügen eines Erschließungsgebäudes wurden beide Bauwerke miteinander verbunden, wodurch sich die Voraussetzungen für die Weiterführung der traditionellen Nutzung des einzigartig erhaltenen Fachwerkbaues als Konzertstätte erheblich verbesserten.
Die Herrichtung der gewölbten Innenräume des ehemaligen Stallgebäudes für die Ausstellungspräsentation schuf daneben günstige Voraussetzungen für die angestrebte spätere Nutzung durch die geplante Thüringer Musikakademie am Standort Sondershausen. Die Instandsetzung der Fassaden des Westflügels und umfangreiche Arbeiten bei der Erneuerung der Freiflächen im Umfeld dieser Bauwerke waren ein weiterer Schritt, um die Attraktivität des gesamten Schlossparks sprunghaft zu erhöhen.
Schon historische Fotografien aus der Zeit um 1900 zeigen einen deutlich reparaturbedürftigen Zustand der Außenhaut der Stadtkirche St. Trinitatis.
Nachdem seit 1987 die Erneuerung des Hauptdaches und des Innenraumes begonnen hatte, stellte die Sicherung der außen liegenden Emporentreppen, der sog. Thüringer Aufgänge, 1994/ 95 eine der ersten Maßnahmen der Stadtsanierung im Rahmen der Thüringer Initiative zur Gebäudesicherung dar. Die aufwendigen Restaurierungsarbeiten im Inneren des Gotteshauses fanden 1997 mit der Wiedereinweihung der Hey-Orgel ihren vorläufigen Abschluss.
Noch war der Gesamterfolg jedoch durch die bedrohlichen Schäden an den Natursteinfassaden, insbesondere des stadtbildprägenden Turmes, gefährdet.
Eine erneute Initiative eines Arbeitskreises der Kirchgemeinde und der Stadt Sondershausen wandte sich daher seit
2002 der Restaurierung der Westfassade des Langhauses und der Außenhaut des Kirchturmes zu.
Die aufwendigen Steinkonservierungsmaßnahmen des ersten Bauabschnittes konnten 2003 abgeschlossen werden. Sie sollen in den nächsten Jahren fortgeführt und durch die Restaurierung des Geläuts ergänzt werden.
Parallel dazu begann die Neugestaltung der Freiflächen im Umfeld des Trinitatisplatzes, die auch die Sanierung der Sockelbereiche der Kirche und des fürstlichen Mausoleums, die Schaffung eines behindertengerechten Zuganges an der Nordseite, die Neuordnung des ruhenden Verkehrs und Neupflanzungen von Bäumen auf dem Kirchplatz einschließt.
Sicherung der Alten Wache und des Schlossaufganges 1994/1995
Neben einer Reihe gefährdeter Wohn- und öffentlicher Gebäude wurde auch die ehemalige Hauptwache im Rahmen der Thüringer Initiative zur Gebäudesicherung instand gesetzt. Sie entstand als Teil der Umgestaltung zu einem klassizistischen Marktplatzensemble zwischen 1837 und 1839 nach Entwürfen des Architekten Carl Scheppig.
Als repräsentativster Zugang zum Schlossberg wurde innerhalb dieses Programmes auch die geschwungene Haupttreppe weitgehend erneuert und dokumentiert damit wieder die wichtigen historischen, kulturellen, wirtschaftlichen und städtebaulichen Zusammenhänge zwischen Stadt und Schloss.
Restauratorische Voruntersuchungen gingen einem Modernisierungsgutachten voraus, das ab 1994 die Grundlage für den Umbau dieses denkmalgeschützten ehemaligen Speicherbaues in der Carl-Schroeder-Straße 9 bildete, der 1842 unter Verwendung älterer Reste eines Vorgängers im Bereich des damaligen fürstlichen Vorwerkes errichtet wurde.
Die Einfügung moderner Verwaltungsräume und einer gewerblichen Einheit im Erdgeschoss sollten einerseits die kaum für private Zwecke geeigneten großen Flächen einer sinnvollen Nutzung zuführen und andererseits einen Beitrag zur weiteren geschäftlichen Belebung der Carl-Schroeder-Straße leisten.
Die Korrektur der teilweise entstellten Hauptfassade, die Freilegung der massiven Bogenkonstruktionen im Erdgeschoss, die brandsichere Umgestaltung der Geschossebenen und des riesigen Dachraumes mit ihrem Holztragwerk sowie die Neuanlage der Treppenhäuser bildeten den Kern der Sanierungsaufgabe, die nur im Ergebnis einer intensiven Diskussion mit den Denkmalpflegebehörden gelöst werden konnte.
Im Ergebnis wurden ca. 150 m² Gewerbefläche, ca. 750 m² Verwaltungsräume und eine Wohnung im Spitzboden geschaffen, die im November 1995 den Mitarbeitern der Stadtverwaltung übergeben wurden.
Zum Bereich der fürstlichen Domäne unterhalb des Schlossberges - auch Vorwerk genannt - gehörten damals zwei Wassermühlen, deren Mühlräder durch den später verfüllten Wasserlauf der Mühlbebra angetrieben wurden.
Während die Schlossmühle nur noch als Ruine erlebbar ist, bildete die Vorwerksmühle einen Teil des historischen Straßenbildes der heutigen Carl-Schroeder-Straße. Nach jahrelangem Leerstand hatte sich der Bauzustand der Vorwerksmühle so verschlechtert, dass ihre Sanierung 1995/96 nur noch als Ersatzneubau über der alten Kelleranlage erfolgen konnte.
Eine erhaltene Fachwerkwand wurde dabei in den Innenraum der Gewerbeeinheit im neu errichteten Erdgeschoss integriert. Die Postremisen gingen aus dem ältesten Domänengebäude von 1583 hervor, dessen lang gestreckter Fachwerkbau über dem massiven Erdgeschoss seine spätere Gestalt im 18. Jahrhundert erhielt. Später waren hier die Ställe und Kutschen der Alten Posthalterei untergebracht.
Die Postremisen gingen aus dem ältesten Domänengebäude von 1583 hervor, dessen lang gestreckter Fachwerkbau über dem massiven Erdgeschoss seine spätere Gestalt im 18. Jahrhundert erhielt. Später waren hier die Ställe und Kutschen der Alten Posthalterei untergebracht. Mit der behutsamen Sanierung von 1998/99 wurden in dem zwischenzeitlich leerstehenden Gebäude zwei Läden, großflächige Praxisräume und modernisierte Wohnungen eingeordnet, ohne das traditionelle Erscheinungsbild zu zerstören.
Nachdem sich Schritt für Schritt das Gesicht der nördlichen Straßenseite der Carl-Schroeder-Straße mit der „Posthalterei“ und der ehemaligen Vorwerksmühle im Zuge der Stadtsanierung seit 1992 verändert hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis das Nachbargebäude der Alten Kämmerei, das stadt- und musikgeschichtlich bedeutende Konservatorium, ins Blickfeld rückte. Dieses denkmalgeschützte Bauwerk hatte eine wechselvolle Nutzungsgeschichte erlebt, bis es – nachdem das hier zwischen 1864 und 1887 angesiedelte Postamt in den benachbarten Neubau umzog – seine wichtigste Bestimmung als Heimstatt des Sondershäuser Konservatoriums fand, das bereits 1883 durch den Hofkapellmeister Carl Schroeder gegründet worden war.
Insbesondere der historische Konzertsaal im Hofbereich, der seit Jahrzehnten ein trauriges Bild als Behelfsturnhalle bot, stellte eine Herausforderung an die Stadt dar, die darin eine Chance erkannte, damit einen Beitrag zu ihrem überregionalen Image als Musikstadt zu leisten.
Und so wurde ein ortsansässiges Architekturbüro 1998 mit der Aufgabe betraut, Entwürfe für eine Umnutzung sowohl des zweigeschossigen, verputzten Fachwerkgebäudes als auch des Saalbaues vorzulegen.
Nach nur eineinhalb Jahren Bauzeit wurde ein anspruchsvolles Raumprogramm umgesetzt, das im Vorderhaus auf ca. 700 m² Fläche neben Teilen der Stadtverwaltung (u. a. das Kulturamt) Räumlichkeiten für Sondershäuser Vereine und eine Hausmeisterwohnung beherbergt.
Als Höhepunkt ist allerdings der nach alten Fotografien teilrekonstruierte Carl-Schroeder-Saalsaal anzusehen, der sogar wieder mit der zwischenzeitlich ausgelagerten historischen Orgel ergänzt und völlig neu gestaltet wurde. Er dient mit seinen ca. 200 m² Fläche und einer modern eingefügten Galerie als regelmäßiger Tagungsort des Stadtrates und als eindrucksvoller Rahmen für manche öffentliche Veranstaltung.
Das Gottschalksche Haus in der Langen Straße 34 zählte seit seiner Errichtung 1774/76 zu den stattlichsten Bürgerhäusern in Sondershausen, gehörten die Gottschalcks als hohe Verwaltungsbeamte und Juristen doch zu den einflussreichen Familien im Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen. Seine gleichzeitige Bedeutung als Kulturdenkmal der Musikgeschichte verdankt das Haus jedoch vor allem der Tatsache, dass hier von 1867 bis 1870 der Komponist Max Bruch als Hofkapellmeister der fürstlichen Hofkapelle wohnte.
Trotz seiner soliden Bauweise – das Gebäude war eines der wenigen vollständig mit massiven Umfassungsmauern errichteten in der inneren Altstadt – setzte nach 1950 ein zunehmender Verfall ein, der auch durch verschiedentliche Versuche einer neuen Nutzung u. a. als „Klubhaus der Bauarbeiter“ nicht aufgehalten wurde.
In der Folge des Abrisses des prägenden Mansarddaches Mitte der 1970er Jahre und der späteren „Entkernung“ der gesamten inneren Raumstruktur oberhalb der zurückbleibenden mittelalterlichen Kelleranlage begann ein jahrzehntelanges Dasein als denkmalgeschützte Ruine.
Mit dem Beginn der behutsamen Stadtsanierung seit 1991 rückte das Gebäude erneut ins Blickfeld der Stadtplanung, es war schließlich eine bauliche Dominante des neu zu gestaltenden Trinitatisplatzes als Kirchplatz und wichtiges Pendant zum Marktplatz.
Bereits 1992 erfolgte daher eine erste Notsicherung im Rahmen der Thüringer Initiative zur Gebäudesicherung. Seit 1994 wurde zunächst an Planungen zur Nutzung als kommunales Vereinshaus, später zur Umgestaltung in ein Wohn- und Geschäftshaus gearbeitet.
Mit der Übernahme des Bauwerkes in die Verantwortung der "Wippertal" WBG mbH im Jahre 2002 begann gleichzeitig die Rekonstruktion und Modernisierung mit dem Ziel, hier zwei Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss und sechs Wohnungen im Ober- und Mansardgeschoss einzuordnen. Die übergroßen Geschosshöhen nutzte das beauftragte Sondershäuser Planungsbüro, um die verfügbare Nutzfläche teilweise durch halbgeschossig versetzte Deckenebenen zu erweitern.
Neben der Konzipierung einer neuen inneren Raumstruktur, die zum Teil auf Bohr-Verpresspfählen gegründet ist, gelang es damit endlich auch, die ehemals straßenbildprägende Mansarddachsilhouette wieder herzustellen. Während auf der Nordseite der Säulenportikus rekonstruiert und der charakteristische Schweifgiebel in modernisierter Form wiedererrichtet wurde, stellt die veränderte, durch Balkons ergänzte Südseite ein Zugeständnis an die modernen Nutzungserfordernisse der neu geschaffenen Wohnungen dar.
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